Verquere Schönheitsideale wie Thigh Gap und Ab Crack in sozialen Medien, Body Shaming und Mobbing an Schulen, industriell gefertigte Nahrung und Fast Food im Alltag, Optimierungszwänge überall. „Unser Körper scheint heutzutage mehr denn je als Bühne zur Selbstinszenierung, als Mittel zum Zweck, als Voraussetzung für Erfolg zu dienen. Besonders Kinder und Jugendliche, die in der besonderen Phase des Werdens und im Organisieren ihres Selbst stecken, benötigen aus diesen Gründen fachgerechte Unterstützung, um ihre körperlich-seelische Integrität stärken zu können“, bringt Univ.-Prof. Mag. Dr. Andrea Paletta, neue wissenschaftliche Leiterin des Masterstudiums Gesundheitsförderung & Gesundheitspädagogik, zum Ausdruck.
Zwischen Optimierung & Reizüberflutung
Denn die moderne Industrie-, Konsum- und Mediengesellschaft bietet zum Teil nur wenig gesundheitsfördernde Voraussetzungen: Bewegungsmangel durch langes Sitzen, Mängelernährung durch industrielles Essen, ständige Reizüberflutung und Beschleunigung, Konkurrenzdenken und zunehmende Gewalt, weil die Marke „Ich“ mehr zu zählen scheint als das gemeinsame Wir. Bewegungs-, ernährungs- und psychosozialorientierte Kenntnisse für den Wachstumsmarkt Gesundheit sind also gefragter denn je. „Das überarbeitete Curriculum des viersemestrigen Masterstudiums wurde daher an die aktuellen, veränderten soziologischen Gegebenheiten und Entwicklungen angepasst und richtet sich an Lehrer.innen aller Schultypen, Kindergarten- und Hortpädagog:innen sowie Jugendarbeiter:innen und Coaches in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Suchtprävention sowie Stress- und Konfliktbewältigung“, skizziert Paletta.
Erfolgsgeschichte
Das Angebot, das in Kooperation mit der Uni Graz und der Pädagogischen Hochschule entwickelt wurde, ist auch PH-Steiermark-Vizerektorin HS-Prof. Mag. Dr. Regina Weitlaner eine offensichtliche Herzensangelegenheit. Zwischen einer Schüssel frischer Sommerbeeren und einem Strauß Sonnenblumen wird die Begeisterung der stellvertretenden wissenschaftlichen Leiterin für das ao. Masterstudium im Zuge unseres Interviews sichtbar. Außerdem ist Weitlaner bereits seit Durchgang eins im Jahr 2007, der von Mag. Dr. Evelyn Erlitz-Lanegger erfolgreich initiiert wurde, mit an Bord. „Der Mensch im 21. Jahrhundert gestaltet nicht nur sein Leben, er gestaltet in zunehmendem Maße auch seinen Körper und somit seine Gesundheit. Identitätsfindung ist deshalb ein so wesentliches Thema für jeden von uns. Die Expertise unserer renommierten Lehrenden trägt seit über einem Jahrzehnt zur Sensibilisierung in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Achtsamkeit, Reflexion und Entspannung bei“, erläutert Weitlaner stolz.
„Gesundheitsbotschafter:innen“
Absolvent:innen und künftige Teilnehmer:innen sieht sie als „Gesundheitsbotschafter:innen, die ihre Mitmenschen und vor allem Kinder und Jugendliche positiv anstecken sollen, die individuelle Balance im Leben zu finden.“ Mit vermeintlichen Vorurteilen, gesundes Essen zu kochen sei kosten- und zeitintensiv, räumen Paletta und Weitlaner zum Schluss noch unisono auf. „Ich vergleiche das gerne mit den sogenannten coffeecup-learning-Einheiten, die je nach Vorkenntnisse 10-20 Minuten in Anspruch nehmen. Zeit ist Mangelware, aber eine Tasse Kaffee geht sich immer aus. Umgelegt auf das Thema Ernährung möchte ich damit sagen, dass es viele tolle Blitzmenüs gibt, die man mit bewusst eingekauften, frischen Zutaten selbst zubereiten kann“, so Weitlaner.
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